28. November 2023

Die Überleitung vom Unternehmenswert (Enterprise Value) zum Kaufpreis (Equity Value)

Die Überleitung vom Unternehmenswert (Enterprise Value) zum Kaufpreis (Equity Value)

Die Nettofinanzverbindlichkeiten (Net Debt) spielen bei einer Unternehmenstransaktion eine wichtige Rolle, da sie die Brücke zwischen dem Unternehmenswert und dem Kaufpreis sind (Equity Bridge). Sie setzen sich im Wesentlichen aus zinstragenden Finanzverbindlichkeiten abzüglich der liquiden Mittel bzw. Zahlungsmitteläquivalenten zusammen. Jedoch können auch weitere Faktoren wie bspw. verschobene Investitionen oder ein Working Capital Ausgleich hinzugezogen werden. Ein positives Net Debt bedeutet, dass das Unternehmen mehr Schulden als liquide Mittel hat, d.h. der Kaufpreis ist geringer als der Unternehmenswert. Ein negatives Net Debt bedeutet folglich, dass das Unternehmen mehr liquide Mittel als Schulden besitzt. In diesem Fall ist der Kaufpreis höher als der Enterprise Value.

Im Folgenden erläutern wir die häufigsten Net Debt-Positionen:

  • Liquide Mittel und Zahlungsmitteläquivalente
    Diese Position bezieht sich auf liquide Mittel, Einlagen bei Banken sowie kurzfristige Anlagen, die leicht in liquide Mittel umgewandelt werden können.
  • Bargeld-ähnliche Positionen (Cash-like items)
    Es handelt sich hierbei um Verbindlichkeiten, die ein Unternehmen gegenüber anderen Parteien hat und daher als liquide Vermögenswerte betrachtet werden können. Beispiele für solche Positionen sind Kautionen, Rückforderungen von Gewerbesteuer oder Körperschaftssteuer und gewährte Darlehen.
  • Zinstragende Verbindlichkeiten
    Zinstragende Verbindlichkeiten sind vor allem Bankverbindlichkeiten wie Kredite und Darlehen. Sie stellen sowohl kurz- als auch langfristige finanzielle Verpflichtungen dar, welche zurückgezahlt werden müssen. Darüber hinaus können sie auch Kontokorrentlinien umfassen. Ebenso werden hier von Gesellschaftern an das Unternehmen gegebene Darlehen berücksichtigt.
  • Sonstige Verbindlichkeiten (Debt-like items)
    Hierbei handelt es sich um Verpflichtungen, die ein Unternehmen gegenüber externen Parteien hat und daher als schuldenähnliche Positionen betrachtet werden. Beispiele für solche Positionen sind echtes Factoring, Leasingverbindlichkeiten, Rückstellungen für Pensionen sowie Rückstellungen für Gewerbesteuer- und Körperschaftssteuerzahlungen.

Die folgenden Faktoren können sich zwar nicht als „klassische“ Net Debt-Positionen bezeichnen lassen, finden jedoch regelmäßig im Rahmen der Ermittlung des Kaufpreises Berücksichtigung:

  • Aufgeschobene Investitionen
    Wenn ein Unternehmen z.B. aufgrund von Liquiditätsproblemen einen Investitionsstau hat, werden auch die erforderlichen Investitionen, die ein neuer Eigentümer unmittelbar nach der Übernahme tätigen muss, vom Unternehmenswert abgezogen.
  • Working Capital Ausgleich
    Eine Working Capital Analyse wird insbesondere bei Unternehmen mit zyklischen Geschäftsmodellen durchgeführt. Dabei wird das durchschnittliche Working Capital während des Jahres berechnet und mit dem Working Capital zum Zeitpunkt der Übertragung der Gesellschaftsanteile verglichen. Wenn der Unterschied positiv ist, führt dies zu einer Erhöhung des Kaufpreises und vice versa.

Die Überleitung vom Unternehmenswert zum Kaufpreis – Unser Fazit

Die Nettofinanzverbindlichkeiten spielen in jeder Kaufpreisverhandlung eine zentrale Rolle, indem sie die Verbindung zwischen dem Unternehmenswert und dem tatsächlichen Kaufpreis herstellen. Der Net Debt setzt sich aus zinstragenden Finanzverbindlichkeiten abzüglich liquider Mittel zusammen und kann durch weitere Faktoren wie verschobene Investitionen oder einen Working Capital Ausgleich beeinflusst werden. Eine detaillierte Ausarbeitung und Analyse während der Transaktionsvorbereitung ist ein Muss um Überraschungen, die schnell zu Kaufpreisreduktion führen können, zu vermeiden.

Insgesamt verdeutlicht die Betrachtung das Net Debt-Positionen die Komplexität und Vielschichtigkeit von Unternehmensbewertungen, bei denen nicht nur der theoretische Unternehmenswert, sondern auch die finanzielle Struktur und weitere Einflussfaktoren eine entscheidende Rolle spielen.

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